Die sanfte Hilfe

Ist ein Tier krank oder angefahren worden, geht es plötzlich lahm oder hat es sich eine Zerrung geholt, der Schrecken ist zunächst groß. Das Tier wird schnell dem Tierarzt vorgestellt und gut versorgt, manchmal muss es sogar operiert werden. Oft ist das, trotz aller guten Versorgung, jedoch schwierig. Ein Hund, der z. B. ein Bein in Gips hat oder unter Schmerzen oder Lahmheit leidet, kann sich nicht mehr normal bewegen und darf es zum Teil auch gar nicht. Die Folgen sind eine Reduzierung der Muskelmasse (Atrophie), unphysiologische Beanspruchung des Bewegungsapparates und mangelnde Durchblutung in der erkrankten Gliedmaße. Auch Nervenlähmungen führen in der Regel zu einer lokalisierten Muskelatrophie, die so hochgradig sein kann, dass selbst nach Wiederherstellung der funktionellen Verbindung nur noch eine begrenzte Anzahl von Muskelfasern verfügbar ist. In solchen Fällen, aber auch bei vielen anderen Erkrankungen kann die Tier-Physiotherapie helfen.

Was ist Tier-Physiotherapie?

Die Physiotherapie ist eine der ältesten Heilmethoden der Welt und wird seit Jahrtausenden am Menschen erfolgreich angewendet. Es handelt sich um ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Anwendung physikalischer, das heißt arzneiloser Mittel, beschäftigt, wie z. B. Massage und Krankengymnastik. Seit einigen Jahren werden nun auch in der Veterinärmedizin große Erfolge mit der Tier-Physiotherapie erzielt und in den USA, Großbritannien und den Niederlanden ist sie längst selbstverständlich. Dies ergibt sich schon aus der Vielfalt der Anwendungsgebiete. Die Tier-Physiotherapie fängt da an, wo übliche Therapiemöglichkeiten aufhören oder nicht gewünscht sind bzw. ergänzt diese.

 

Welche Tiere können physiotherapeutische Behandlungen bekommen?

In der Regel werden Hunde und Pferde therapiert, aber auch andere Tiere, wie zum Beispiel Katzen, können Anwendungen erhalten. Die Ursachen für Probleme liegen beim Hund zum großen Teil in der eingeschränkten Bewegungsmöglichkeit und den Gefahren des Lebens in der Stadt, und in dem hohen Alter, das er in der menschlichen Obhut erreicht, aber auch an vielen züchtungsbedingten Dispositionen. Beim Pferd liegen die Gründe oft in seiner intensiven sportlichen Nutzung und einer eingeschränkten Bewegungsmöglichkeit.

 Einsatzgebiete der Tier-Physiotherapie

  • Physiotherapeutische Maßnahmen bei Problemen des Bewegungsapparates.
  • Muskelaufbau vor geplanten Operationen am Bewegungsapparat.
  • Rehabilitation nach Unfällen und Operationen am Bewegungsapparat, um langwierigen Heilungsphasen oder bleibenden Behinderungen vorzubeugen.
  • Wiederherstellung des physiologischen Gangbildes.
  • Sofortige Lymphdrainage und spätere Narbenbehandlung nach allen Operationen.
  • Behandlung von Gelenks- und Muskelfunktionsstörungen.
  • Sportphysiotherapie für Tunier und Wettkampf.

Physiotherapeutischen Behandlungsmethoden

Massage: Lockerung verkrampfter und verspannter Muskulatur, Kräftigung schlaffer Muskeln, Stimulation von Nerven, Förderung der Durchblutung und des Stoffwechsels, Steigerung der allgemeinen Leistungsfähigkeit, hat beruhigende Wirkung auf nervöse Tiere.

Krankengymnastik: Aufbau und Kräftigung der Muskulatur, Mobilisation von Gelenken, Dehnung von Muskeln, Sehnen und Bändern, Training der Nervenansteuerung, Konditionsverbesserung, Steigerung der allgemeinen Leistungsfähigkeit.

Termotherapie: Schmerzlinderung, Entspannung der Muskulatur, Kreislaufanregung, Abbau von Schwellungen.

Lymphdrainage: Abtransport von Gewebeflüssigkeit, Entstauung der Gliedmaßen.

Das Zusammenwirken der verschiedenen Behandlungsmethoden

Durch das Zusammenwirken von Tier-Physiotherapie und tierärztlicher Behandlung geben Sie Ihrem Tier die größtmögliche Chance, schnell wieder gesund zu werden. Sie helfen Ihrem Tier, sein Leid zu verringern, seinen Heilungsprozess zu beschleunigen und sein Wohlbefinden zu fördern.

Zur Indikation, wann ist die Tier-Physiotherapie sinnvoll?

Einige Beispiele für den Hund:

Arthritis (akute Gelenkentzündung)

Bei der akuten Gelenkentzündung kommt es zu einem Gelenkerguss, wodurch eine schmerzhafte Gelenkschwellung entsteht. Dabei kann auch der Gelenkknorpel degenerieren.

Ziel der Tier-Physiotherapie nach der tierärztlichen Versorgung: Erhalt der Gelenk- und Muskelfunktionen, Kapsellockerung, Abtransport des Gelenkergusses, Erhalt des normalen Gelenkknorpels, Vermeidung einer Beugekontraktur der Gliedmaße.

Chronische Bronchitis

Bei der chronischen Bronchitis handelt es sich um eine Entzündung der Schleimhaut, die die Bronchen auskleidet.

Ziel der Tier-Physiotherapie nach der tierärztlichen Versorgung: Auflockerung des zähen Bronchialsekrets, damit es durch den ausgelösten Hustenreiz aus den Bronchen hinausbefördert wird.

Bandscheibenvorfall (Dackellähme, Discopathie)

Altersbedingter Bandscheibenschaden (Elastizitätsverlust) ab etwa dem 10. Lebensjahr. Rassebedingte Degeneration der Bandscheiben schon im Alter von 4 bis 6 Jahren, z. B. beim Dackel, Pekinesen, Spaniel, Pudel, Beagel. Die degenerierte Bandscheibe kann den Druck zwischen den einzelnen Wirbeln nicht mehr auffangen und platzen, wobei der Gallertkern austritt und auf das Rückenmark (Nerven) drückt. Dieser Zustand löst so heftige Schmerzen aus, dass sich die Rückenmuskeln stark verkrampfen, wodurch die Unbeweglichkeit der Wirbelsäule weiter verstärkt und der Druck auf die Bandscheibe erhöht wird. Nun drückt die Bandscheibe noch stärker gegen die Nerven - es entsteht ein Teufelskreis! Auch können Lähmungen in der Hinterhand (manchmal auch aller vier Gliedmaßen) auftreten.

Ziel der Tier-Physiotherapie nach der tierärztlichen Versorgung: Lockerung der verkrampfen Rückenmuskeln zur Entschmerzung. Dadurch wird der Druck von den Bandscheiben genommen, wodurch eine spontane Rückbildung des Bandscheibenvorfalls begünstigt wird. Entgegenwirken einer Atrophie (Rückbildung) und Bereithalten der gelähmten Muskeln für ihren eventuell später wieder möglichen Einsatz.

Hüftgelenksdysplasie (HD)

Betroffen sein können alle jungen Hunde grosser,schwerer Rassen, z. B. Deutscher Schäferhund, Boxer, Rotweiler, Berner-Sennenhund, Hovawart, Dogge, Bernhardiner, Mastiff, aber auch Spaniel und Pekinesen. Die Hüftegelenksdyspalie ist erblich bedingt und tritt erst während des Wachstums (ca. 4. bis 10. Lebensmonat) auf. Es handelt sich um Veränderungen des Hüftgelenks, wobei die Gelenkpfanne und der Oberschenkelkopf nicht mehr genau ineinander passen. Die HD ist unheilbar, muss aber nicht zwangsläufig zu Problemen führen. Das auslösendes Moment für Probleme bei dieser Krankheit sind häufig Trauma, Sturz, unglücklicher Sprung.

Ziel der Tier-Physiotherapie nach der tierärztlichen Versorgung: Die verkrampfte Hüftmuskulatur wird gelockert, um die Schmerzen zu beseitigen. Die Haltefunktion der Muskeln wird wieder hergestellt, die Gelenkmechanik verbessert, und es wird versucht, das Fortschreiten der Arthrose verzögern.

Lahmheiten

Die Ursache für Lahmheiten kann sehr vielfältig sein. Oftmals handelt es um Störungen in dem sonst perfekten Zusammenspiel von Muskulatur, Sehnen, Bändern und dem knöchernen Skelettsystem.

Ziel der Tier-Physiotherapie nach der tierärztlichen Versorgung: Hier richtet sich die Physiotherapie nach der jeweiligen Ursache der Lahmheit (Diagnose des Tierarztes). Das Ziel ist der normale Bewegungsablauf.

Lähmungen (Parese, Paralyse)

Durch eine Erkrankung des Nervensystems ist die Bewegungsmöglichkeit bestimmter Körperteile eingeschränkt oder unmöglich.

Ziel der Tier-Physiotherapie nach der tierärztlichen Versorgung: Stimulation des geschädigten Nervs wird zur Beschleunigung seiner Regeneration. Entgegenwirken einer Atrophie (Rückbildung) und Bereithalten der gelähmten Muskeln für ihren eventuell später wieder möglichen Einsatz. Bei wiederkehrendem Nervenimpuls wird die Arbeit des Muskels unterstützt und es folgt ein Muskeltraining.

Narben

Narben können zu Verwachsungen der Haut mit den darunterl iegenden Schichten führen. Sie neigen dazu, sich zusammenzuziehen, was gerade in Gelenknähe zu erheblichen Beeinträchtigungen der Bewegung führen kann.

Ziel der Tier-Physiotherapie nach der tierärztlichen Versorgung: Nach Absprache mit dem Tierarzt (frühestens drei Wochen nach der Narbenentstehung) wird die Narbe von den darunter liegenden Schichten gelöst, um die Muskelgleitfähigkeit wieder herzustellen. Dem Zusammenziehen der Narbe wird entgegengewirkt.

Operationen am Bewegungsapparat (nach Knochenbrüchen, Kreuzbandriss)

Zur Heilung bedarf es einer längerandauernden Ruhigstellung der Gliedmaße in einem (Gips-) Verband. Durch diese Ruhigstellung vernarben und atrophieren (Rückbildung) die Muskeln und an den Gelenken treten degenerative Veränderungen auf.

Ziel der Tier-Physiotherapie nach der tierärztlichen Versorgung: Die Heilung der noch im Verband befindlichen erkrankten Gliedmaße wird gefördert. Im Rücken und bei den anderen Gliedmaßen, die jetzt vermehrt Gewicht zu tragen haben, wird die Überbelastung ausgeglichen. Nach der Schienen-/Verbandsentfernung werden die Funktionen der vernarbten und geschwächten Muskeln sowie die Beweglichkeit und Stabilität der Gelenke wieder hergestellt, sodass die erkrankte Gliedmaße wieder normal belastet werden kann.

Schwimmer-Syndrom

Betroffen sind Welpen verschiedener Rassen zwischen 10 und 16 Tagen, manchmal bis zu vier bis fünf Wochen. Die Welpen können weder stehen noch laufen, liegen mit gegrätschten Vorder- und Hinterbeinen auf dem Bauch und machen rudernde Bewegungen. Es kommt bald zu nicht behebbaren Verformungen der Gliedmaßen und des Brustkorbes.

Ziel der Tier-Physiotherapie nach der tierärztlichen Versorgung: Bei rechtzeitiger Behandlung können die Gliedmaßen belastbar gemacht werden.

Verstopfung (Obstipation)

Verzögerte Kotentleerung.

Ziel der Tier-Physiotherapie nach der tierärztlichen Versorgung: Bei fehlender Darmtätigkeit stimulierung der Darmtätigkeit. Bei Krämpfen Lockerung und Entspannung. Dauerhaft ist der Erfolg nur, wenn die Ursache (z. B. unregelmäßige Möglichkeit zum Kotabsatz, gestörte Darmflora, mangelnde Bewegung, falsche Ernährung) beseitigt wird!

Weitere Indikationen:

  • Altersbeschwerden
  • Arthrose
  • Beckenrotation
  • Durchblutungsstörung
  • Gelenkerkrankungen
  • Kniescheibenverrenkung
  • Kreislaufprobleme
  • Muskelrückbildung
  • Muskelfaserriss
  • Ödeme
  • Schwellungen
  • Schmerzen
  • Sehnen-/ Bändererkrankungen
  • Verrenkung/ Verstauchung
  • Zerrung

Gisela Selbach, Tier-Physiotherapeutin

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