Tim (Timmy)

Grüße von Tim (Timmy) an Alle im Uhlenkrog. Heute ist Sonntag, der 9. Februar 2014. Schon morgens war wieder eine gewisse Hektik zu verspüren. Das ist immer so am ersten Sonntag im Monat, wenn hier bei uns im Uhlenkrog Flohmarkt ist. Dann kommen viele Leute, die nicht nur den Flohmarkt besuchen sondern auch uns sehen wollen. Manchmal ganz schön nervig. Ach so – ich bin Tim, auch Timmy genannt (ist mir auch recht). Ich bin 11 Jahre alt und wohne im Tierheim seit dem 18, November 2013. Mein Herrchen ist sehr krank geworden und kann mich nicht mehr betreuen. Daher haben sie mich im Uhlenkrog abgegeben. Zu Anfang hat es mir hier gar nicht gefallen, obwohl alle sehr nett zu mir waren. Aber es war eben nicht wie zu Hause, in dem ich 11 Jahre gewohnt hatte. Das war mir tatsächlich auf den Magen geschlagen und ich musste zum Tierarzt, der mir Medikamente verschrieben hat. Jetzt geht es wieder, Die Unterkunft ist gut, ich habe meine eigene Box und kann auch nach draußen. Auch das Essen ist soweit okay, Kantinenessen eben und an vielen Tagen holen mich nette Gassigängerinnen zum Spaziergang. Das ist immer ein richtiges Highlight, meine Pflegerinnen sind alle sehr lieb zu mir und haben mir versprochen, für mich ein neues zu Hause zu finden. Wenn ich nur etwas jünger wäre. Wie gesagt, heute ist Flohmarkt. Da gehen wieder viele Besucher an meiner Box vorbei und einige bleiben auch stehen und gucken mich an, als wäre ich ein Ausstellungsstück. Da musste ich gleich mal zeigen, wer hier der Herr in meiner Box ist. Trotz meines Alters kann ich noch gefährlich bellen und meine Zähne zeigen. Die meisten gehen dann schnell weiter. Eben kamen da so ein Mensch und eine Menschin und blieben lange vor meiner Box stehen. Denen habe ich es aber gezeigt! Die ließen sich tatsächlich nicht beeindrucken, und der Mensch hat mir heimlich ein Leckerli durch das Drahtgitter geschoben, obwohl das ja eigentlich verboten ist. Na, ich habe das Leckerli letztendlich angenommen. Man kann ja nie wissen. Aus den Augenwinkeln habe ich gesehen, wie sie sich kurz mit Andrea, meiner Lieblingspflegerin, unterhielten. Ob sich da etwas entwickelt? Nun haben wir wieder einen Flohmarktsonntag, nämlich den 2. März 2014. Den ganzen Monat war nichts passiert, außer natürlich die Spaziergänge mit den Gassigängerinnen. Insgeheim hatte ich schon gehofft, dass sich etwas in Richtung neues zu Hause entwickeln würde. Und dann standen sie wieder vor meiner Box, der Mensch und die Menschin. So ohne weiteres konnte ich das aber nicht akzeptieren und habe erst einmal wieder losgelegt wie ein Berserker. Da hockt sich der Mensch doch tatsächlich vor meine Box und meint, wenn ich mich so gebärde, würde ich wohl schwerlich ein neues zu Hause finden. Das hat mich doch nachdenklich gemacht und ich habe mich etwas beruhigt. Aber wenn meine Mitbewohner wieder an zu kläffen fingen, musste ich natürlich mitmachen. Was würden die sonst von mir denken. Der Mensch hockte immer noch vor meiner Box und redete auf mich ein. Dieses Mal gab es sogar zwei Leckerlis, was mich bewog, etwas zugänglicher zu sein. Die Menschin stand allerdings noch reichlich skeptisch daneben. Als Andrea vorbeikam, stupste sie den Menschen an die Schulter und meinte; „Der ist richtig für euch, den nehmt man mit.“ Und tatsächlich, am Dienstag darauf kamen der Mensch und die Menschin wieder und begleiteten mich und die Gassigängerin auf unserem Spaziergang. Ich ließ mich auch mal streicheln, weil es dann wieder ein Leckerli gab. Und plötzlich war am anderen Ende der Leine die Menschin und redete ganz lieb mit mir. Das war gar nicht unangenehm. Ich glaube, mit ihr und dem Menschen könnte ich auch alleine spazieren gehen. Mittwochs gibt es bei uns keine Spaziergänge, aber am Donnerstag waren die beiden wieder da. Dieses Mal habe ich nicht gebellt und die Zähne gezeigt, und als Andrea mir das Brustgeschirr anlegte, habe ich mich riesig auf den Spaziergang mit meinen neuen Begleitern gefreut. Als sie mich dann nach etwa einer Stunde zurück brachten, war ich schon ein wenig traurig. Am nächsten Tag waren sie wieder da. Dieses Mal habe ich meine Freude nicht verborgen und ihnen gezeigt, dass sie willkommen sind. Der Mensch wollte mir nun selber das Brustgeschirr anlegen, stellte sich allerdings reichlich dusselig an, so dass Andrea ihm zeigen musste, wie das geht. Auch am Freitag, am Samstag und in der nächsten Woche kamen m e i n Mensch und m e i n e Menschin. Unsere gemeinsamen Spaziergänge wurden immer entspannter und waren richtig schön. Sie brauchten mich nicht mehr mit Leckerlis zu locken – ich habe sie natürlich trotzdem genommen -, ich kam auch so gerne zu ihnen, um mir meine Streicheleinheiten abzuholen. Ja, und dann haben mir meine Menschin und mein Mensch zu verstehen gegeben, dass sie mich so lieb gewonnen haben, dass sie mich mit zu sich nach Hause nehmen wollen. Ob das das große Glück ist, von dem ich immer geträumt habe? Am liebsten würde ich sofort mit ihnen gehen, aber bis zum Freitag müssten wir noch warten. Bis dahin würden wir aber unsere Spaziergänge fortsetzen. Heute ist nun Freitag, Freitag, der 14. März 2014. Es könnte ein denkwürdiger Tag werden. Ob meine Menschen wohl an ihr Versprechen denken? Es wurde gemunkelt, dass sie gestern schon ein Hundebett und ein Brustgeschirr gekauft hätten. Aber das können auch die üblichen Tierheimparolen sein. Jedenfalls bin ich ganz schön aufgeregt. Die ersten Gassigängerinnen sind schon bei ihren Schützlingen. Und was passiert mit mir? Da kommt Andrea und mit ihr m e i n e Menschen und sie haben tatsächlich ein Brustgeschirr dabei. Mein Mensch versucht, es mir anzulegen; aber es klappt nicht gleich. Ist der nun aufgeregt, wie ich oder ist der wieder so dusselig wie neulich? Ja, und dann darf ich mit ihnen. Den Papierkram hatten sie schon im Büro erledigt, so dass es gleich los gehen kann. Was mich wohl in meinem neuen zu Hause erwartet? Zunächst geht es zum Auto. Klasse, mit Heckklappe, wie ich es gewohnt bin. Die Befürchtung meiner Menschen, ich würde vielleicht nicht einsteigen, werde ich gleich mal widerlegen. Die hatten die Heckklappe noch gar nicht richtig geöffnet, da war ich schon im Auto. Und ab ging es Richtung neues zu Hause. Meine Menschin steuerte das Auto und mein Mensch setzte sich zunächst auf den Rücksitz. Damit er bei mir war. In Wahrheit wollte er verhindern, dass ich über die Rücksitzlehne nach vorne käme. Hatte ich natürlich sofort versucht; aber das fand er nicht so gut. Na ja, ich muss ja nicht gleich am ersten Tag mit der Erziehung meiner Menschen beginnen. Unterwegs haben wir zu unserem obligatorischen Spaziergang angehalten. Neue Gegend, neue Gerüche, aber nicht unschön. Weiter ging es Richtung neues zu Hause. Die Autofahrt habe ich richtig genossen. Das hat mir doch so lange gefehlt. Nun sind wir angekommen. Alles ziemlich fremd und geruchsneutral. Mein Mensch wollte mir den Garten zeigen; aber das hat mich nicht so sehr interessiert. Da sehe ich eine weiße Tür, wie im Uhlenkrog und baue mich davor auf. Meine Menschin schließt die Tür auf und ich rein. Aber stop, das sieht ja alles so anders aus. Groß und hell und keine Boxen und kein Geknurre und Gebell. Das muss ich mir erst mal alles in Ruhe ansehen und beschnüffeln. Ich darf in jeden Raum und in jeden Winkel. Da steht das Hundebett, dass sie tatsächlich besorgt hatten, und da liegt ja auch das Handtuch, dass sie mir vor einigen Tagen in meine Box gelegt hatten. Da konnte ich mich so richtig wohlfühlen, was ich meinen Menschen auch zeigte, indem ich hin und wieder zu ihnen ging und ihnen die Hände leckte. Ich tat das freiwillig, sie forderten das nicht von mir sondern ließen mich machen, was ich wollte. So langsam trat Ruhe ein, ich entspannte mich und meine Leute setzten sich vor den Fernseher, um ebenfalls zu entspannen. Als meine Menschin nach oben ging – schlafen tun meine Leute im ersten Stock – bin ich noch bei meinem Menschen geblieben. Irgendwann wollte der aber auch ins Bett. Ich ging mit ihm bis zur Treppe, auch noch eine offene Treppe, aber rauf traute ich mich nicht. Er blieb an der Treppe stehen und meinte, ich könnte gerne mitkommen, ich könnte aber auch unten bleiben. Ich wollte ja zu gerne sehen, wie es da oben aussieht und fasste mir schließlich ein Herz und ging vorsichtig hinauf. War gar nicht so schlimm. Schöner weicher Teppichboden, und eine Decke hatten sie für mich auch schon hingelegt. Ich wollte es mir gerade bequem machen, aber was war das? Ein Hund! So groß wie ich, und sieht auch so aus wie ich. Was will der hier? Ich erst mal hin und knurre ihn gefährlich an. Und der knurrt zurück und macht genau dasselbe wie ich und meine Menschen stehen auch bei ihm und lachen. Ich schau sie an, der schaut sie auch an und dann dämmert es mir, der Hund bin ich, das ist mein Spiegelbild. Ich habe mich dann auch schnell beruhigt, bin auf meine Decke und habe gut und tief geschlafen. Am nächsten Morgen hatte ich dann allerdings ein Problem: Ich konnte ja nicht den ganzen Tag oben bleiben, also musste ich die Treppe wieder hinunter. Aber wie? Ich hatte Angst! Meine Menschen redeten mir gut zu, aber ich mochte nicht. Da holten sie die Leine, klickten die an meinem Halsband ein und zeigten mir, dass sie mir helfen wollten. Das überzeugte mich und ich habe meine Angst überwunden. War gar nicht so schlimm. Als ich endlich unten war, bin ich gleich wieder raufgelaufen und wieder runter. Und jetzt gehe ich rauf und runter, wie es mir passt und schlafe tagsüber mal oben, mal unten. Nur nachts, wenn es dunkel ist, bleibe ich oben. Während der ersten beiden Nächte haben meine Leute noch Licht für mich brennen lassen. Das brauchen sie jetzt nicht mehr. Es gibt jeden Tag etwas Neues. Sonntag gab es zum Beispiel Leberwurstbrot zum Frühstück. Das haben mir meine Leute gemacht, weil ich das Futter, zubereitet, wie von Andrea vorgeschrieben, nicht mag. Trocken habe ich das schon lieber gefressen; aber das Wahre ist es trotzdem nicht. Spaziergänge gibt es auch sonntags und mittwochs, also an jedem Tag. Wir fahren dann immer mit dem Auto in eine Gegend wo man wunderbar laufen kann. Wenn es losgehen soll, flitze ich immer sofort zum Auto. Ich habe eine wahnsinnige Angst, dass ich nicht mitkomme. Ich muss aber immer erst warten und zunächst vor dem Auto sitzen, bis ich hineinspringen darf. Das fällt mir ganz schön schwer; aber da kennen meine Leute kein Pardon. Auch wenn wir am Ziel angekommen sind, darf ich erst aussteigen, wenn ich das okay bekomme. Passt mir nicht immer. Vielleicht kann ich meine Leute ja noch umerziehen; aber ich bin nicht sicher, dass mir das gelingt. Na ja, etwas eigenen Willen sollte man ihnen wohl auch lassen. An den Garten habe ich mich inzwischen gewöhnt. Ich finde ihn richtig gut und darf schon ohne Leine laufen. Das ist natürlich toll beim Spielen mit dem Ball. Davon kann ich gar nicht genug kriegen. Wegen meiner Fitness sagen meine Leute, ich sei gar keine elf Jahre alt sondern elf Monate. Gestern kam der Nachbarshund in meinen Garten. Eine weiße Schäferhündin, ein ziemlich junges Ding. Die wollte immer spielen; aber für meinen Geschmack ist die wohl doch etwas zu jung für mich. Das habe ich ihr auch gezeigt, auch wenn sie dann zurück gezickt hat. Ihr Frauchen und meine Leute standen dabei und haben uns machen lassen. Das klappte wunderbar. Neulich bekamen wir Besuch von einem Nachbarn. Ich hab den erst mal angeknurrt aber meine Leute meinten, der darf da sein. Was ich dann auch akzeptiert hatte. Meine Menschin ist da immer noch ein wenig ängstlich; aber mein Mensch sieht das ganz gelassen. Seit gestern darf ich frei im Garten laufen und herumtollen. Das ist prima! Ich bleibe auch ohne Aufsicht im Garten und laufe nicht weg. Und heute durfte ich auch beim Spaziergang von der Leine. Das ist herrlich. Nur wenn wir einen anderen Hund treffen oder ein Jogger kommt, muss ich noch kurz an die Leine. Ich werde das Vertrauen meiner Leute bestimmt nicht enttäuschen. Mit dem Gehorchen ist das so eine Sache. Meine Leute meinen, ich hätte es wohl nicht so sehr mit den Augen (ich kann prima gucken), als vielmehr mit den Ohren. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir uns da noch arrangieren werden. Übrigens, seit gestern bekomme ich nur zwei Mahlzeiten am Tag: Morgens mein Leberwurstbrot und abends leckere Stinkepansen (grüne Pansen) mit Flocken. Zu Andreas Beruhigung: Ich habe keinerlei Verdauungsprobleme. So, nun muss ich aber ins Bett. Schließlich ist Morgen der 21. März, der Geburtstag meiner Menschinn, und ich bin doch ihr Geburtstagsgeschenk.

Weitere Informationen

  • Rasse: Schäferhund-Mix
  • Alter bei Ankunft: 11 Jahre
  • Im Uhlenkrog seit: 18.11.2013
Letzte Änderung am Dienstag, 15 April 2014 17:24
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